ANR Projekt für junge Wissenschaftler PHILOMED

Den Menschen umschmieden : medizinischer Fortschritt und philosophische Anthropologie im 17. und 18. Jahrhundert (deutsches Reich, Frankreich, Großbritannien)

 

Das Projekt PHILOMED untersucht den Einfluss der medizinischen und physiologischen Entdeckungen auf die deutsche, französische und englische philosophische Anthropologie des 17. und 18. Jahrhunderts.

Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass die großen Darstellungen von der Scientific Revolution und von der Geburt der modernen Wissenschaft der Medizin nicht den gebührenden Platz zuweisen. Zwar sind die Fortschritte in der halb-theoretischen, halbpraktischen Disziplin Medizin sicherlich nicht so spektakulär wie die in den mathematisch-physikalischen Naturwissenschaften, gerade wenn man sie an ihren therapeutischen Erfolgen misst. Die Medizin der Neuzeit hat weder ihre methodologischen Normen und theoretischen Paradigmen einheitlich bestimmt, noch völlig mit den antiken, hippokratischen und galenischen Modellen gebrochen. Trotzdem aber kommt es zu grundlegenden Neuerungen : wie der Entdeckung des Blutkreislaufes (durch Harvey) und der Neubestimmung von Reizbarkeit und Sinnlichkeit (durch Glisson, Haller). Das Bild vom menschlichen Körper wandelt sich, man erforscht seine Funktionen, wie den Tonus (Stahl), die Transpiration, oder aber die Atmung.

Fontenelle, der die Debatte zwischen Anhängern der antiken und modernen Medizin in seinen Nouveaux Dialogues des Morts von 1683 thematisiert, fasst die zentralen Fragen wie folgt zusammen : es gelte nun, den ganzen Menschen "umzuschmieden" und sich die Frage zu stellen, inwiefern die vorgeschlagenen Modelle (der Humoralpathologie, der chemischen oder der iatromechanischen Medizin) die Menschennatur angemessen beschreiben können.

Zielsetzung des Projekts PHILOMED ist es, die Genese dieser von Fontenelle angesprochenen zugleich medizinischen und philosophischen Anthropologie zu verstehen. Etappen in dieser Entwicklung sind beispielsweise die Anthropologia ex propiis et novis des Franzosen Jean Riolan, in der Anthropologia nova von James Drake in England oder auch in der Anthropologie für Ärzte und Weltweise (1772) von Ernst Platner.

Statt die medizinischen und philosophischen Traditionen separat aufzuwickeln, möchten wir aus einer globaleren und transdisziplinären Sichtweise heraus untersuchen, welche Rolle die Medizin in der Ausarbeitung und Entwicklung der vielfältigen Ideen von der Menschennatur gespielt hat. Im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen dabei die deutschsprachigen Länder, Großbritannien und Frankreich. Durch diese geographische Eingrenzung soll auch mit in den Blick genommen werden, wie die Ideen in Umlauf gebracht, vermittelt und in den jeweiligen nationalen politischen, religiösen und philosophischen Kontexten aufgenommen werden.

Das Projekt gliedert sich in vier Themenbereiche :  1. Medizin und Scientific Revolution (Leitung : Claire Crignon, Université de Bourgogne), 2. Medizinische und physiologische Grundlagen der philosophischen Anthropologie im 17. und 18. Jahrhundert (Leitung : S. Buchenau), 3. Debatten und Widerstände (Leitung : S. Carvallo und G. Chamayou), 4. Die Aktualität der historischen Problemstellungen : die Medizin als Vermittlerin von neuen wissenschaftlichen Ideologien (Leitung : A.-L. Rey)

Wissenschaftliche Leitung : S. Buchenau (Hauptträgerin), C. Crignon et A-L. Rey (Université Lille I)

 

Réf. Projet: JCJC-09-0145-01

 

Teilnehmer :

R. Andrault

G. Barroux

R. de Calan

S. Carvallo

G. Chamayou

E. Decultot

M. Gaille

B. Joly

D. Kolesnik

R. Lo Presti

 

N. Allocca

S. Bodenmann

M. Gaille

 

Postdoktorantin : Claire Etchegaray

 

Kontakt : Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.
 
Actualités Philomed
Publications des membres de PHILOMED
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S. Buchenau
The Founding of Aesthetics in the German Enlightenment
The Art of Invention and the Invention of Art
Cambridge University Press, 2013
Evènements
séminaires et conférences
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Human Nature. 3-5 Ottobre 2013. ROMA


Philosophical and Medical Perspectives on the Mind-body Problem
from Antiquity to the Present



La Sapienza. Dipartimento di filosofia. Aula VI. Villa Mirafiori, via Carlo Fea, 2. Roma
+39 06 8082599. d.casula@fondazionepatriziopaoletti.org


Avec: Francesco Fronterotta, Victor Caston, Pierre-Marie Morel, Riccardo Chiaradonna, Massimo Luigi Bianchi, Stefano Gensini, Michela Tardella, Nunzio Alloca, Eric Marquer, Francesco Paolo de Ceglia, Ann Thomson, Marie Gaille, Mirella Capozzi, Paolo Pecere, Barbara Continenza, Guido Cimino, Michel Bitbol, Patricia Churchland, Mario De Caro.


Comité d'organisation:
Nunzio Alloca, Marco Benini, Daniela Casula, Riccardo Chiaradonna, Paolo Pecere